Zell

Falkenberg Feuerwehrhaus Zell

Nach dem Indiculus Arnonis aus dem Jahre 790, einer der wichtigsten Quellen für unser Gebiet, stand unsere Gegend im 8. und 9. Jahrhundert im Strahlungsfeld der drei Hochstifte Salzburg, Regensburg und Passau.

 

Als wirtschaftlicher Fixpunkt des Hochstiftes Passau erscheint im 9. Jahrhundert die kleine Zelle am Rindpach - laut Rita Lubos' "Historischem Atlas von Bayern" handelt es sich dabei um Zell (ehemalige Gemeinde Zell). Über die Kirchen und den geistlichen Besitz des 8./9. Jahrhunderts, wie er sich in unserer Gegend darstellte, haben wir nachfolgende interessante Karte als Beweis:

 

Spirkner schreibt über Zell in "Besiedlung des Amtsgerichtsbezirkes Eggenfelden": "Die ersten geschichtlichen Belege für die Wohnsitze der altbayerischen Mönchsmissionäre bilden Ortschaften mit dem Namen Zell (sella) und Münster. Der gänzliche Mangel an Nachrichten, wann sie entstanden und wem sie ihre Entstehung verdanken, kann als Präjudiz ihres höchsten Alters gelten. Die Mönchskirche samt den Mönchswohnungen hieß Zelle (cella) ...

 

Folgen wir diesen Spuren, so finden wir nach Fastlinger (in seinem Werk "Die wirtschaftliche Bedeutung der bayerischen Klöster" S. 113 und 117) für unsere Gegend Filialen von der Zentrale Passau aus, nämlich die größere Zelle zu Rimbach bei Malgersdorf und ihre zugehörigen Gebiete. Die Kulturen Reut, Roith, Reuth, Schlottham, Hopfenwies, Stocha und Kleinmünchen machen uns Bischof Regimars (818 bis 838) Klage, ein gewisser Ern habe ihm die schon seit Bischof Walterichs Zeiten nach Passau gehörigen Zelle Rimbach (Rindpach sella quae vocatur ad Rindpach) entrissen, verständlicher ...

 

Die Ortschaft Zell besitzt zwei Kirchen, eine Ulrichskirche (die heutige Pfarrkirche ist dem hl. Ulrich geweiht) und die Frauenkapelle am Anger. Welche von beiden die ursprüngliche Zellkirche war läßt sich nicht entscheiden. Sonst war Rimbachzell mit fast allen Attributen eines agilolfingischen Wirtschaftsklosters ausgerüstet." (Die Agilolfinger waren das älteste bayerische Herrschergeschlecht, nachweisbar seit 555 n. Chr., dessen letzter Herzog Tassilo III. von Karl dem Großen abgesetzt wurde [788 n. Chr.]. Die großen Verdienste der Agilolfinger bestehen in der Besiedlung und Christianisierung Bayerns.)

 

Spirkner schreibt weiter, dass die Mönche von Bososmünster (Postmünster) westlich und nördlich bis zur Isar auszogen um der Landbevölkerung den wahren Glauben zu bringen. Die ersten Filialzellen dieser Mönche waren Minihof, Zell und Kleinmünchen. Um diese Zellen bildeten sich besondere Mönchsbezirke, so auch um Zell und das unweit davon liegende Kleinmünchen. Mit Hilfe der dort ansässigen Bevölkerung führten die Mönche Rodungen und Rockenlegungen von Moorland durch, um den Boden bebaubar zu machen. Fastlinger schreibt dazu: "Schon im 10. Jahrhundert zeigt die topographische Oberfläche Bayerns gegenüber der Zeit der Einwanderung eine hauptsächlich durch die wirtschaftliche Tätigkeit der ersten Klöster wesentlich veränderte Gestalt. Durch Errichtung von Kirchen an durch Waldrodungen und Trockenlegung von Moorland neu gewonnen, mit kirchlichen Kolonen besiedelten Wohnplätzen wird das Kolonisationswerk gleichsam gekrönt."

Aus diesen historischen Quellen ersehen wir, dass Zell sicher zu den ältesten besiedelten Gebieten unserer Gemeinde gehört.

 

Dass die Gegend um Zell schon in frühgeschichtlicher Zeit besiedelt war, beweist ja auch die als historische Zeugin bis in unsere Zeit bestehende Keltenschanze bei Schernberg. Sicherlich das älteste Zeugnis einer Besiedlung. Im Urbarium der bayerischen Herzöge (das ist ein Verzeichnis derjenigen Güter, welche in den Herzogskasten ihre Stifte und Gilten abliefern mussten), abgedruckt in den monumenta boica Bd. 36 pars II aus der Zeit um ca. 1300, ist neben Levtzleinsperg (Latzlsberg), Dieppoltzkirchen, Wald, Morntal, Steinpach (Steinbach), Raeuth (Reuth) und anderen auch Celle (Zell) aufgeführt.

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